Statusbericht von der Crazy Cat Lady

In meinem Leben passiert nichts, deshalb schreibe ich hier auch nichts. Es gibt kaum etwas zu berichten.

Stimmt natürlich nicht ganz. Klar passiert was: Ich heile so vor mich hin, ich arbeite so vor mich hin, ich sportele so vor mich hin, ich atme vor mich hin …

Tatsächlich habe ich die Hysterektomie vom 22. Dezember so überstanden, als hätte man mir nur mal eben ein Muttermal weggeschnitten. Nach 2 Wochen habe ich wieder gearbeitet, nach 6 Wochen (das war letzten Mittwoch) habe ich wieder angefangen, Sport zu machen (Power-Walks mache ich bereits seit 3 Wochen), heute habe ich zum ersten Mal wieder meine Burpee-Routine, also die Burpee & Squat Ladder gemacht: 10 Burpees, 1 Squat, 9 Burpees, 2 Squats, bis runter auf Null. Ich habe nur eine Runde durchexerziert, in meinen Bestzeiten letzten Sommer waren es sechs. 15 Minuten haben gereicht. Jetzt muss ich erst mal schauen, was mein Körper in den nächsten Tagen dazu sagt, und wenn es okay war, wiederhole ich das nächste Woche. Langsam nährt sich das Eichhörnchen. Da ich aber in den Wochen der Untätigkeit genauso weitergegessen habe wie vorher, zeigt sich das deutlich an ziemlich heftigem Wabbel rund um meinen Bauchnabel. Dagegen muss ich was unternehmen.

Wenn man mir heute sagen würde, man hätte mir die Gebärmutter im Dezember gar nicht entfernt, würde ich zwar doof aus der Wäsche gucken, aber ich würde es glauben. Alles ist wie vorher, nur dass ich drei klitzekleine Schnittwunden auf dem Bauch habe, eine davon sogar im Bauchnabel, sodass sie gar nicht mehr sichtbar ist. Leider heißt das auch, dass die OP meine Probleme in keiner Weise behoben hat. Ich habe nach wie vor Darmkrämpfe und schreckliche Blähungen jeden Abend. Genauso wie vorher, in keiner Weise anders. Bei der OP wurde nicht nur die Gebärmutter entfernt, es wurde auch eine Verwachsung gelöst. Das heißt aber nicht, dass da nicht noch andere sind, die das Problem möglicherweise verursachen. Mein nächster Schritt ist also klar, denn natürlich hatte ich schon vor der Operation einen Plan B: Ich werde den anthroposophischen Arzt meines Vertrauens aufsuchen und im die Koordination der nächsten Diagnoserunde (die fünfte insgesamt in 12 Jahren?) übertragen. Vielleicht ist es ja doch irgendeine doofe Unverträglichkeit, auf die ich selbst nicht gekommen bin, oder vielleicht fehlen mir doch irgendwelche Darmbakterien. Zurzeit ist es so, dass ich jeden Tag mit der Hoffnung aufwache, dass der Spuk heute endlich vorbei ist. So geht es mir seit über 10 Jahren. Tagsüber ist dann auch alles gut, aber gegen Abend wird es schlimm. Und dann überlege ich, was ich gerade gegessen habe, und wenn mir eine Besonderheit auffällt, etwas, was ich gegessen oder nicht gegessen habe, hoffe ich, den Übel- bzw. Wohltäter gefunden zu haben. Seit 12 Jahren geht das so, und jedes Mal wird meine Hoffnung bitter enttäuscht. Das ist ultimativ frustrierend. So viel dazu.

Mein Kater Bob hat sich kurz nach meiner OP entschieden, auch krank zu werden. Er ist 16 Jahre alt und nimmt seit etwa 2 Jahren Schilddrüsenmedikamente. Eine Schilddrüsenüberfunktion ist wohl typisch für alte Katzen. Das funktioniert eigentlich ganz gut, Bob ist gut eingestellt, aber sein Alter bemerkt man einerseits daran, dass er sich nur noch behäbig bewegt, als hätte er Gelenkschmerzen (Schmerzmittel brachten nichts), andererseits aber auch daran, dass er sich bestimmte Stellen seines Fells nicht mehr richtig pflegen kann und diese dann zottelig werden. Quasi wie ein Kater mit kurzen Dreadlocks. Nicht so schön. Ich habe ihm diese Stellen kurzerhand abrasiert, weil ich befürchtete, dass ich darin vielleicht Keime vermehren könnten, aber richtig schön ist das natürlich auch nicht. Bob schnarcht seit jeher wie ein Mann, ähnlich wie der stark übergewichtige Luis, aber bei meiner Katze finde ich das süß. Manchmal frage ich mich aber, ob er nicht darunter leidet. Er hat, genau wie ein Mensch, Atemaussetzer, und oft hört sich sein Schnarchen auch sehr „wässrig“ an.

Lange rede kurzer Sinn, kurz nach Weihnachten fing Bob an, erbärmlich zu husten. Bei Katzen klingt das sehr seltsam, wenn man es nicht besser wüsste, würde man meinen, er würde niesen. Er hustet dann in einer Tour, 60 Sekunden hintereinander (oder länger), ohne dabei richtig zu Atem zu kommen. Dann macht er 20 Sekunden Pause, nur um sich erneut die Seele aus dem Leib zu husten. Und das mehrfach am Tag. Es sah furchtbar aus. Hinzu kam, dass er tatsächlich Atemnot zu haben schien, und dass sein Herz sichtbar viel zu schnell und heftig klopfte, selbst wenn er einfach nur auf dem Sofa bei mir saß. Sobald es mein Gesundheitszustand nach der OP also zuließ, ging ich mit Bob zum Arzt. Die Diagnose war nicht so gut: Beim Röntgen stellte sich heraus, dass Bob Wasser in der Lunge und im Herz hatte, der Tierarzt verschrieb ihm Entwässerungspillen und überwies mich an einen Kardiologen. Mein Kater sollte zu einem Kardiologen! Eine Blutabnahme beim „Tier-Hausarzt“ war nicht möglich gewesen, da Bob sich schon beim Röntgen derart aufgeregt hatte, dass sein Herz dort fast explodiert wäre. Schon die Autofahrt war eine Qual für ihn (und mich) gewesen. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass er die einstündige Autofahrt zur Tierklinik lebend überstehen würde.

Auf dem Weg vom Tierarzt nach Hause brach der ganze Schmerz der letzten Wochen aus mir heraus, und ich konnte überhaupt nicht mehr aufhören zu weinen. Immer muss ich alles alleine bewältigen, das ist unglaublich schwer. Ich hätte so gerne jemanden, der mich in diesen Momenten in den Armen hält und tröstet. Aber da ist keiner, und da war auch schon lange keiner mehr da, der mich spontan hätte halten können. Auch jetzt treibt es mir die Tränen in die Augen zu wissen, dass ich auch in Zukunft derart schwere Momente alleine bewältigen können muss.

Ich dachte auch darüber nach, wie ich Bob ein möglichst schnelles, schmerzfreies Ende bereiten könnte. Ich wollte nicht, dass er sein Leben mit langen Qualen beendete. Das hatte ich mir schon damals, als ich meinen Freund Christoph im Hospiz vor sich hin sterben sah, geschworen. Ein kurzes Googeln ergab, das man in Deutschland Tiere nicht selbst einschläfern darf. Nicht, dass mich das moralisch/ethisch davon abhalten würde, aber tatsächlich besteht das Problem darin, dass man als Normalsterblicher keine sichere Methode findet, einen kurzen, schmerzfreien Tod zu gewährleisten. Wenn ich Pech hätte, würde ich Bob nur noch mehr quälen und müsste dann mit einem sterbenden Kater zum Tierarzt fahren, um ihn dort erlösen zu lassen. Nein.

Als ich Bob dann 5 Tage später dem Kardiologen eine Stunde von hier entfernt vorstellte, ging es ihm – oh Wunder – schon deutlich besser. Die Entwässerungspillen hatten angeschlagen! Bob hustete kaum noch, und war auch etwas munterer geworden. Zwar fand der Kardiologe weiterhin Wasser in Herz und Lunge (möglicherweise seien es auch Tumore, meinte er), aber Bob war mittlerweile sehr viel lebendiger geworden. Der Kardiologe erklärte mir, dass sein Herz zwar krank sei, aber dass er eher auf eine falsche Schilddrüseneinstellung tippte …

Bob war erst im Oktober frisch eingestellt worden, aber als der Kardiologe von der Schilddrüse sprach, kam bei mir ein böser Verdacht auf. Ich hatte im Dezember von Pillen auf eine Flüssigkeit umgestellt, da Bob die kleinen roten Dragees nicht mehr mit seiner Vitaminpaste nehmen wollte. Stattdessen hatte ich ihm diese klare Flüssigkeit mit einer Spritze ins Maul gespritzt. Nach dem Verabreichen ist sehr viel weniger gut nachzuvollziehen, ob Bob sein Medikament wirklich geschluckt hat. Ich vermute heute tatsächlich, dass ich Bob im Eifer des Gefechts (und es ist wirklich eins!) einfach nicht ausreichend Flüssigkeit ins Maul gespritzt habe.

Wie dem auch sei, heute, etwa 3 Wochen nach dem Besuch beim Kardiologen, ist Bob wieder der Alte. Ich muss ihn morgens und abends mit der Entwässerungspille (eine große Tablette, die ich ihm mit dem Finger in den Rachen schiebe) und der Flüssigkeit aus der Spritze „vergewaltigen“, und je fitter mein Kater wird, umso schwieriger ist das, aber offensichtlich mache ich es richtig, denn Bob hat aufgehört, sich unter dem Bett zu verstecken, schläft tagsüber wieder auf dem Bett oder neben mir und springt sogar nach seinen Leckerli, wenn ich es zulasse.

Nach all den Freunden, die ich in den vergangenen Jahren verloren habe, ist mein Kater mittlerweile mein engster Vertrauter. Ich habe ihn seit 16 Jahren und ich habe ihn sehr lieb. Es gibt zurzeit niemanden, dem ich ähnliche Gefühle entgegenbringe. Bob und ich sind „eine Familie“, wir stehen zusammen auf, wir gehen zusammen schlafen, ich möchte nicht ohne ihn sein. Mit 16 ist er allerdings schon sehr alt, und es wird eher früher als später so weit sein, dass er nicht mehr ohne Qualen leben kann. Aber noch ist es nicht der Fall, und darüber bin ich sehr glücklich.

Tja, statt über Männer schreibe ich jetzt über Katzen. Offensichtlich bin ich eine „Crazy Cat Lady“ geworden.

Und sonst? Ich arbeite viel, aber mir gelingt es immer besser, mir die Wochenenden freizuhalten. Das ist sehr viel wert, und ich bin stolz darauf, dass ich das nach 18 Jahren Selbstständigkeit endlich geschafft habe. Pausen müssen sein! Ich verdiene genug, und Corona hat mein Business eher beflügelt als gebremst.

Bei meiner Freundin Karin (die, die mir letztes Jahr sagte, ich solle mich doch umbringen) wurde leider Gebärmutterkrebs diagnostiziert. Sie hatte kurz nach mir eine Ausschabung und bekam die böse Diagnose letzte Woche. Da es mir schwerfällt, zu verzeihen, habe ich mich in den letzten Monaten nur wenig mit ihr befasst. Wir haben noch Kontakt, aber er ist sehr oberflächlich. Sie hat mir mehr als deutlich gesagt, dass sie nichts „Schwieriges“ von mir hören möchte, also halte ich mich zurück. Ich kann das nicht vergessen, auch wenn ich mich bemühe, ihr zu verzeihen. Also hält sich mein Mitgefühl hier im Moment auch in Grenzen. Ich habe letzte Woche länger mit ihr telefoniert, und natürlich geht mir ihr Leid nicht aus dem Kopf, sonst würde ich ja hier auch nicht darüber berichten. Aber ich weiß nicht so recht, wie ich damit umgehen soll. Karin tut mir nicht gut. Auch aus Mitleid sollte ich mich nicht weiter enger mit ihr befassen.

Zu Karins Freundin Petra hingegen habe ich immer engeren Kontakt. Wir sehen uns so alle 2 bis 4 Wochen einmal, und wir telefonieren viel. Petra ist die Frau, die mich nach der ersten OP, der Ausschabung Mitte September, aus dem Krankenhaus abgeholt hatte. Wir sind uns in vielen Dingen sehr ähnlich, wobei ich das Gefühl habe, dass Petra noch mal doppelt so reflektiert ist wie ich. Das ist einerseits schön, denn so habe ich jemanden, der versteht, dass und warum ich meine Verhaltensweise immer wieder aufs Neue analysiere, aber das ist manchmal auch echt nervig. Wahrscheinlich spiegelt sie mich auch irgendwie. Sie ist aber tatsächlich der einzige Mensch, mit dem ich noch regelmäßig Kontakt habe.

Mit meinem Ex-Mann schreibe ich mir noch regelmäßig E-Mails, aber nachdem ich ihm vor 2 Wochen klipp und klar gesagt habe, dass ich ihn erbärmlich finde, hat mein Enthusiasmus, mich mit ihm auszutauschen, auch arg abgenommen. Worüber auch? Ich tausche mich gerne über Gefühle aus, reflektiere Verhaltens- und Denkmuster (wie mit Petra), mit meinem Ex-Mann geht das nicht. Darüber hinaus „betrügt“ er seine Frau ja durch den Kontakt zu mir, sodass „Diskretion“ geboten ist, was jegliche Spontanität, aber auch Nähe, killt. Eigentlich ist er kein guter Freund. Er ist nie physisch präsent, er ist nicht da, wenn man ihn braucht, und mittlerweile halte ich ihn ja auch für ein eierloses Männerwürstchen. Offenbar bin ich nicht in der Lage, den Kontakt völlig abzubrechen, aber ich gehe davon aus, dass er früher oder später einschlafen wird.

Depressiv bin ich nicht mehr, aber richtig gut geht es mir auch nicht. Aber wem geht es zurzeit schon richtig gut. Ich sehe keinen Silberstreif am Horizont, ich lebe so vor mich hin, einfach weil ich keine andere Wahl habe. Noch muss ich ja für meinen Kater weiter durchhalten.


23 Gedanken zu “Statusbericht von der Crazy Cat Lady

    1. Danke schön. Ja, die meisten sagen ja, dass so ne OP für sie eine gute Entscheidung war. Mit dem Wissen, das ich jetzt habe, würde ich es nicht mehr machen. Aber es war auch kein Drama.

      Ich hab viel gelernt. Was ich alleine kann und was nicht, dass Fitness gut für OPs ist, dass ich tatsächlich 2 Wochen untätig auf der Couch liegen kann und mir das gut tut, dass meine Kunden Verständnis für so etwas haben ums nicht weglaufen. Aus dieser Perspektive war es vielleicht sogar etwas, was ich brauchte.

  1. Zumindest hatte es dann noch was gutes, ja. Und siehe es so, gerade im Hinblick auf Karins Diagnose, das kannst du dadurch schon mal nicht mehr kriegen. Ich denke im Nachhinein, ich hätte mir auch noch den linken Eierstock entfernen lassen sollen. Zumal ich jetzt sowieso wegen eines bösartigen Knotens in der Brust seit letztem September Antihormontherapie machen muss.

    1. Oh wie doof. Wie ist denn da die Prognose? Und was ist eine Antihormontherapie? Hat das Nebenwirkungen? Wahrscheinlich, ich weiß ja, wie ich mich ohne zusätzliches Östrogen fühle…

      1. Zum Glück gut, weil früh erkannt und so ziemlich der gutartigste böse, den frau haben kann (Grad 1, sehr geringes Wachstum und eben hormonabhängig). Deshalb zum Glück auch keine Chemo sondern „nur“ OP, Bestrahlungen und jetzt eben für fünf Jahre die Antihormontherapie. D. h., dass auch das restliche Östrogen noch wegfällt. An Nebenwirkungen hab ich bislang Muskelschmerzen, die kriege ich mit Sport aber ziemlich gut in den Griff. Auf Dauer hat man aber natürlich auch ein erhöhtes Osteoporoserisiko. Außerdem hab ich massive Einschlafprobleme und bin auch psychisch nicht immer gut drauf……ob das auch Nebenwirkungen sind oder noch Nachwirkungen vom Schock def Diagnose (war erst im September und bis Mitte Dezember lief die Strahlentherapie), weiß ich noch nicht so genau. Aber Hauptsache, der Mist kommt nicht wieder. Zum Glück konnte der Tumor komplett entfernt werden.

        1. Glück im Unglück, dennoch aber ne blöde Diagnose.
          Und Schlafstörungen können durchaus von den Hormonen kommen, frag mich mal…
          Nimmst Du da Medikamente, die die Hormone unterdrücken?

          1. Ja, ich nehme einen Aromatasehemmer. Alternativ gibt es noch Tamoxifen.
            Schlafstörungen sind echt ätzend….ab und zu nehme ich mal eine Zopiclon, aber das kann ja auch nicht die Lösung sein. Älter werden ist echt nichts für Feiglinge.

            1. Oh je, da hast Du ja Wechseljahresbeschwerden vorprogrammiert, ohne großartige Hilfsmittel. Das ist echt nicht spaßig, das tut mir Leid.

              Ksrin hat ja jetzt auch so eine doofe Diagnose bekommen, da wird sie Östrogen wohl auch absetzen müssen und ebenfalls die volle Dröhnung an Wechseljahresbeschwerden bekommen. All das zusätzlich zum Stress, den man in dem Alter eh hat… In meinem Alter haben alle Eltern, die kurz davor stehen, in ein Pflegeheim zu gehen. Wie ist das bei Dir?

              Zopiclon nehme ich auch, ab und zu eine halbe Tablette, aber auf Dauer will ich die auch nicht mehr nehmen. Ashwagandha scheint auch zu helfen, darüber hinaus nehme ich regelmäßig Trimipramin in kleinster Dosis. Damit sind zurzeit die meisten Nächte okay. Und wenn ich Kratom rechtzeitig in der richtigen Dosierung nehme, trägt auch das zur Schlaffähigkeit bei.

              Mittlerweile halte ich es echt für ein Windermittel.

              1. Na ja, in den Wechseljahren war ich eh schon, bin auch schon Mitte 50 und habe ohnehin seit März ja nur noch den einen Eierstock. Aber der Aromatasehemmer nimmt auch noch den Rest der postmenopausalen Östrogene, die da z. B. noch im Fettgewebe des Körpers gebildet werden. Aber ich will mich nicht beschweren, habe ja wirklich noch Glück im Unglück. Für jüngere Frauen ist das viel katastrophaler, erst recht, weil die auch so gut wie immer zusätzlich eine Chemo kriegen. Das wäre für mich der Alptraum schlechthin.
                Ich werde meinen Arzt mal auf das Trimipramin ansprechen, vielleicht wäre das auch was für mich. An das andere traue ich mich nicht wirklich ran. Ich muss auch aufpassen, dass nichts Wechselwirkungen mit dem Aromatashemmer hat. Venlafaxin ist zum Glück eines der wenigen SSRIs bzws. SNRIs die das nicht haben.

                Meine Mutter wird auch schon 79, ist aber zum Glück noch topfit. Die Zukunft macht mir da aber auch Angst, da wir ja auch nicht das allerbeste Verhältnis haben. Allerdings ist sie momentan sehr friedlich bzw. bin ich auch nachsichtiger seit meiner Diagnose, von der sie im übrigen aber gar nichts weiß. Es hätte null gebracht, ihr das zu sagen…..wirkliche Unterstützung hätte es nicht gegeben, stattdessen hätte sie mich nur noch verrückter gemacht und ich hätte zusätzlich ein schlechtes Gewissen, sie damit belastet zu haben. Sie ist schon bei der Bauch-OP im März abgedreht, obwohl da von vornherein feststand, dass es etwas gutartiges ist. Obwohl es natürlich gerade bei so etwas schön wäre, eine „normale“ Mutter zu haben, wo man sich mal ausheulen und trösten lassen kann. Na ja, das kennst du ja selbst.

                1. Ja, ich kenne nur wenige Leute, die „normale“ Mütter haben. Die meisten sind in dem Alter angehend dement und damit auch narzisstisch oder irgendwie psychotisch.

                  Meine Freundin Andrea verstand sich gut mit ihrer Mutter. Und meine Tante (die Schwester meiner Mutter) hat wohl auch ein gutes Verhältnis zu ihren Töchtern. Sie frisieren sich z. B. gegenseitig. Ich fände das toll. Das erträume ich mir auch. Gut, dass ich keine Kinder habe, die Erwartungen an sie wären definitiv zu hoch ;-). Es wäre toll, eine Mutter zu haben, die ich nicht belaste, wenn ich sage, dass ich „nicht mehr kann“ (mir kommen gerade die Tränen beim Schreiben). Aber das ging noch nie. Entweder, weil ich den Anschein aufrecht erhalten wollte, dass ich stark bin, oder, weil ich sie nicht belasten wollte, oder, weil sie jeden Ausdruck der Schwäche früher oder später gegen mich verwendet.

                  Mein „Mutterersatz“ ist tatsächlich dieses Tagebuch hier. Klar, es umarmt mich nicht. Aber zumindest kann ich hier jammern 😉

                  Trimipramin scheint ein „altes“ Antidepressivum zu sein, das tatsächlich häufig genau für diesen Zweck verschrieben wird. Ich habe da null Nebenwirkungen und ich kann tatsächlich schlafen. Nicht immer, aber meistens. Und auch nicht immer gut.

                  Nimmst Du denn Venlafaxin? Ich hatte es ja abgesetzt und habe mich stattdessen für Kratom entschieden. Venlafaxin kann ja auch zu Schlafstörungen führen.

                  Mir hat auch Valdoxan (https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2009/daz-18-2009/agomelatin-bessert-die-stimmungslage-und-den-schlaf) geholfen, vielleicht wäre das eine Möglichkeit für Dich? Falls Du das nehmen darfst. Ich war zu Beginn der Wechseljahre in einer Phase, da habe ich (gefühlt) 6 Monate gar nicht geschlafen. Das hatte massive Auswirkungen auf alles, ich bin depressiv geworden, zickig und habe bei der Arbeit Fehler gemacht. Mit Valdoxan konnte ich nach 4 Wochen wieder schlafen und das blieb dann auch 2 oder 3 Jahre so. Ich werde meinen Arzt noch mal drauf ansprechen.

                  1. Vielen Dank für die Tipps, ich werde meinen auch mal darauf ansprechen. Besonders das Valdoxan klingt gut, zumal das Venlafaxin (150 mg nehme ich davon) bei mir zwar gut auf die Angst, aber so gut wie null auf die Stimmung wirkt.

                    Ja, diese Sehnsucht nach einer „normalen“ Mutter bekommt man nie weg, selbst in unserem Alter nicht. Viele vermissen ihre Mütter nach deren Tod, wir schon zu Lebzeiten. Das ist manchmal wirklich schwer zu ertragen, gerade in solchen „ich kenn nicht mehr“-Situationen. Dagegen hilft leider auch keine Tablette. Und wenn man dann auch keine Freundin hat, die einen mal „stellvertretend“ in den Arm nimmt, ist es noch schlimmer.

                    1. Ja, das ist für alle Menschen sehr schwer, glaube ich. Hast Du das jemals gemacht?

                      Ich habe mich bis vor 10 (?) Jahren oder so immer bewusst stark gezeigt. Dieses „ich kann nicht mehr“ hätte ich mir niemals erlaubt, auszusprechen, nicht mal mir selbst gegenüber. Dass das aber auch ein normales Gefühl bei mir ist, das habe ich erst vor relativ kurzer Zeit erkannt/zugelassenen.

    1. Du hast mir das am 16. Juni 2020 schon mal vorgeschlagen, ich habe am selben Tag darauf geantwortet. Dir scheint trotz all meiner Schilderungen nicht klar zu sein, wie bewusst und eingeschränkt ich mich bereits seit über 10 Jahren ernähre.
      Ich esse grundsätzlich keine Ferriggerichte (Dr Oetker, Knorr, Maggie und Co sind aufgrund der riesigen Mengen an unnötigen Zusatzstoffe tödlich für Leute mit empfindlichem Darm). Ich meide seit nahezu 15 Jahren alle Produkte, die mehr als eine Handvoll an Inhaltsstoffen haben, es sei denn, ich kenne jede einzelne Zutat oder habe das Produkt getestet. Dr Oetker + Co. enthalten einfach zu viel „Dreck“, ich würde auch Gesunden davon abraten. Vanillesauce z. B. kriegt man auch ohne künstliche Aromen, Farbstoffe und Billigzucker selbst recht einfach hin.
      Ich esse extrem „clean“ und meide fertige „Mischungen“ jeder Art. Deshalb ist es für mich auch so schwer, bei Freunden oder in Restaurants zu essen. Irgendein „Gewürz“ (oder Konservierungsmittel oder Verdickungsmittel oder Aufschäuner oder Süßungsmittel… oder Geschmacksverstärker…) ist immer im fremden Essen. Ich reagiere mit Blähungen auf die meisten Süßungsmittel (Zuckeralkohole wie z. B. Erythrit) und kriege 10 Minuten nach dem Verzehr kleinster Mengen an Zwiebeln oder Knoblauch (auch in Gewürzen) fiese Krämpfe. Ist ja so einfach, einfach ein bisschen Maggie XYZ zu verwenden. Nein verdammt, ich vertrage den Driss nicht.
      Da ich, wie mehrfach beschrieben, keinen Fruchtzucker vertrage, kann ich auch keine Bananen essen. Heidelbeeren gehen in klitzekleinen Mengen, aber jetzt ist gerade eher nicht die richtige Saison dafür.
      Haferflocken esse ich schon lange täglich zur Verdauungshilfe. Die allerdings meist salzig mit Quark und geringen Mengen an selbst gekochter Hühnersuppe (wieder ohne jegliche weitere Zutaten, nur Bio-Huhn und hochwertiges Salz mit vielen Mineralien).

  2. Hast du eigentlich schon mal probeweise ein ganz stinknormales, frei verkäufliches Antiallergikum genommen? Wenn das irgendwie – selbst nur zum Teil – allergisch ist bzw. mit zuviel Histaminausschüttung zu tun hat, müsste es ja helfen.

    Mein bester Freund – und auch der einzige, den ich habe, da geht es mir auch ähnlich wie dir – leidet seit Jahren auch an einer komischen Darmgeschichte, für die niemand eine Erklärung findet. Bei ihm sind es auch Blähungen dazu aber tagelange, manchmal sogar über eine Woche dauernde Verstopfungen. Er nimmt fast täglich Macrogol und nicht mal das hilft, dass er häufiger kann. Wenn es dann mal soweit ist, muss er sich ca. bei jedem dritten Mal gleichzeitig noch übergeben. Er ist dadurch auch schon etwas eingeschränkt und hat z. B.immer Angst, es könnte mal im Büro passieren oder unterwegs.

    1. Ja, ich hab einige Antihistamine probiert, ohne Erfolg.

      Die Angst Deines Freundes kann ich nachvollziehen. Je nachdem, wie krass es ist, gehe ich auch nicht vor die Türe. Ich arbeite ja im Homeoffice, das erleichtert Vieles.

      Macrogol finde ich ganz furchtbar (allein die Erinnerung an den Geschmack verursacht bei mir Würgereiz).Außer noch mehr Blähungen hilft mir das aber überhaupt nicht.

      Gegen die ewige Verstopfung (habe ich auch zeitweise) helfen mir im äußersten Notfall Dulcolax-Zäpfchen, und zwar nur die Zäpfchen. Alles andere verursacht auf dem Weg durch den Körper – tada – Blähungen und löst das Problem auch nur selten. Stattdessen habe ich dann am Tag 17 mal Stuhlgang bzw. – drang, ohne irgendein Gefühl der Erleichterung.

      Auch gut sind Einläufe nur mit warmem Wasser. Das erleichtert zwischendurch enorm. Man gewöhnt sich dran 😉

      Generell haben mir Flohsamen und Haferflocken sehr geholfen. Das nehme ich seit Jahren täglich zu mir. Aber wirklich gelöst haben sie das Problem auch nicht.

      1. Ja, das hat er auch alles schon genommen bzw. nimmt es noch.
        Macrogol finde ich auch ganz furchtbar. Vor der Bauch-OP musste ich zwei Kannen davon trinken zur Vorbereitung……..nach der ersten habe ich erst mal die Hälfte wieder von mir gegeben 🤮. Den Rest habe ich dann irgendwie noch mit zugehaltener Nase herunterbekommen. Ganz ekelhaftes Zeugs.

        1. Mir haben sie vor der OP Gott sei Dank einen Einlauf mit nach Hause gegeben. Ich würde wirklich nichts mehr nehmen, was durch mein ganzes System muss. Nach „normalem“ Mittel (wie z. B. vor einer Darmspiegelung, wahrscheinlich das Zeug, das Du bekommen hast) habe ich sicher ne Woche mit ständigem Stuhldrang und zwischendurch Durchfall zu kämpfen, in Verbindung mit gruseligen Blähungen. Mit so einem Klistier ist die Sache hingegen in Minuten erledigt.

          Wie kommst Du denn mit so wenig Schlaf klar?

          1. Nicht gut natürlich. Vor allem schlafe ich immer erst sehr spät dann ein und bin dementsprechend dann gen ganzen Tag müde. Ich kann zwar länger schlafen, da ich nicht mehr berufstätig bin, aber es ist trotzdem Mist.

            1. Es macht auf Dauer krank. Ich habe das Schlafengehen ewig hinausgezögert, da ich nicht schon wieder frustriert rumliegen wollte.

              Meine Schwester hilft sich mit Hörspielen, das scheint ganz gut zu funktionieren m

                1. Ich habe mal ne Weile gute Erfahrungen mit minimalistischer Musik gemacht (Steve Reich). Sehr langweilig, da immer dasselbe Motiv wiederholt wurde, aber dadurch, dass ab und zu ein Instrument hinzukam, musste ich doch hinhören, und das hat das Einschlafen erleichtert.

                  Im Moment mache ich gute Erfahrungen damit, dass ich beim Versuch einzuschlafen meine Gedanken bewusst beobachte. Ich achte da dann wirklich auf alles, als würde ich in einem Cafe sitzen und genaustens alle Passanten beobachten. Das führt dazu, dass ich nicht grübele (ist aber eh nicht das Problem, es ist eher eine innere Unruhe, die ich rein körperlich empfinde), sondern darüber dann wegdrifte. Ist nebenher auch einfach interessant, an was an denkt, ohne „aktiv“ zu denken.

                  Ich versuche auch, 2 oder 3 Stunden vor dem Schlafengehen nichts „anregendes“ mehr zu machen. Also kein Telefongespräch oder keinen Film, das/der meinem Puls ankurbeln könnte. Das heißt tatsächlich, dass ich ab spätestens 20 Uhr Uhr auch nicht mehr telefoniere.

                  Ich spiele auf dem Handy auch ein Mahjongg-Spiel, das mich sehr entspannt.

                  Oder wie gesagt, Ashwagandha, ich nehme abends 2 Kapseln, ich glaube, das kann generell nicht schaden:

                  Ashwagandha – 180 Kapseln mit 750 mg reinem Extrakt – Premium: 10% Withanoliden – Laborgeprüft – Hohe Reinheit – Vegan – Hochdosiert – Premium Qualität https://www.amazon.de/dp/B07FSZ3L2F/ref=cm_sw_r_sms_apa_i_5WSF5M1JZRCN8921JTYV?_encoding=UTF8&psc=1

                  Oder mein heißgeliebtes Kratom, das ist jedoch ist ein (sanftes) atypisches Opioid und verträgt sich nicht mit allen Medikamenten (schreib mir ne persönliche Mail, falls Du mehr wissen willst):

                  https://kratom-24.de/de/advanced_search_result.php?categories_id=0&keywords=Red+maeng+da&inc_subcat=1

                  1. An sowas traue ich mich einfach nicht ran, da ist meine Angst vor Kontrollverlust zu groß. Früher hätte ich nicht mal Zopiclon genommen, weil ich immer wahnsinnige Angst vor möglichen Nebenwirkungen hatte. Ich könnte auch nie drogensüchtig werden, weil ich mich erst gar nicht traue, welche zu probieren. Ich hab noch nicht mal jemals an einem Joint gezogen 😉

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