Erneute Post von Ted

Ich hatte etwas einen schwierigeren Tag. Meine Eltern haben sich mal wieder gestritten und mein Vater ist deshalb gestern 10 Tage nach Mallorca gefahren. Ich glaube, meine Mutter hat ihn gebeten, zu verschwinden. Ich erlebe meinen Vater immer als sanftmütig und viel zu nachgiebig, er ist eher ein Weichei. Meine Mutter schildert ihn als lauten Tyrann, der seine böse Seite nur dann zeigt, wenn niemand anders da ist. Das ist natürlich bequem, keiner kann das nachprüfen. Ich glaube es ehrlich gesagt nicht, denn meine Mutter bringt mich mit ihrer Art auch dazu, tyrannisch zu toben 😉 Insbesondere kritisiert sie, dass mein Vater den ganzen Tag zu Hause ist und sie nervt, indem er backt und kocht. Das sind doch „ihre“ Dinge. Er solle sich eine Beschäftigung für sich selbst suchen. Dass mein Vater das bereits getan hat, das übersieht sie. Er hat eine ehrenamtliche Tätigkeit, die ihn 3 Tage die Woche beansprucht. Meine Mutter ist diejenige, die den ganzen Tag zu Hause hockt. Sie habe jedoch ein Recht darauf, mein Vater habe kein Recht dazu, so viel zu Hause zu sein. Aha…

Naja, das habe ich mir gestern den ganzen Tag anhören müssen, denn ich hatte sie zu Hause abgeholt und war mit ihr 100 km gefahren, um ihren sterbenden Bruder zu besuchen. Und auch das war natürlich keine erfreuliche Aktion. Ich habe keine enge Beziehung zu meinem Onkel, aber wer sieht schon gerne, wie ein Verwandter stirbt?

Naja, und zu allem Überfluss kam dann gestern, als ich unterwegs war, auch noch eine Nachricht von Ted. Ich hatte tagsüber keine Zeit, mich viel drum zu kümmern, habe nur kurz geantwortet. Abends dann aber hatte ich Zeit. Ich setzte mich hin und wollte ihm ausführlich antworten, aber dann rollten die Tränen. Nach 2 Stunden gab ich auf, sendete gar nichts mehr. Und ging völlig verheult ins Bett. Und stand verheult auf. Ich hätte die Nachricht besser ignoriert. Hier ist sie:

„Ann,

es ist so traurig, dass du meine Hingabe für dich nicht sehen konntest. Ich habe mich noch nie im Leben mehr um eine Frau bemüht. Jetzt wirst du unweigerlich von einem verheirateten Mann zum nächsten gehen. Du fängst wieder mit derselben Situation an, obwohl wir doch so lang so hart gearbeitet haben. Ich verstehe nicht, warum du uns das angetan hast und warum du dir selbst diese Dinge antust.

Ich bin zu alt dafür. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin leer. Es tut mir Leid für dich. Ich trauere so sehr um das, was wir hätten sein könnten. Ich hätte so gerne, eines Tages in der fernen Zukunft, mit dir einen Rollstuhlkampf ausgefochten.

Du wirst es niemals verstehen. Ich verstehe es jetzt. Ich wünsche dir das Beste und gute Tage für dich und deinen neuen Mann und die anderen Männer, die folgen werden. Du hast mir alles bedeutet. Ich wünsche mir von Herzen, dass du „uns“ hättest sehen können. Es bricht mir wirklich das Herz. Du hast keine Vorstellung davon.

Ted“

Ich habe nur kurz geantwortet:

„Ich sehe deine Liebe. Du weißt, wo das Problem lag. Es tut mir Leid. Ich leide auch. Ich muss mein gesamtes Leben neu planen, meine Ziele. Bitte höre auf, herumzufantasieren. Ich bin nicht die Frau, die du in mir siehst.“

Ich muss sagen, ich verstehe Teds Nachricht nicht. Ich habe ihm nun schon mehrfach erklärt, worin das Problem besteht: Nicht in der großen Liebe, sondern darin, dass wir keine Zukunft haben. Er scheint mir einfach nicht zu glauben. Aber was gibt es da nicht zu glauben? Ok, man kann geteilter Meinung darüber sein, ob Ted sich „offiziell“ von Delilah trennen sollte  – er meint, die Kinder würden darunter zu sehr leiden. Glaubt er deshalb, ich würde meinen Wunsch nach einer Zukunft, in der ich mit meinem Partner zusammenlebe, nur erfinden? Er hatte viele Gelegenheiten mich zu bitten, so oder so lange Geduld zu haben. Sein Sohn ist 12. Er wird in 6 Jahren aufs College gehen. Das wäre eine Hausnummer, die er mir auch hätte nennen können. Hat er aber nicht, er kam mir dann mit seiner kleinen 5-jährigen Down Syndrom-Tochter. Und die wird niemals erwachsen sein. Selbst wenn man berücksichtigt, dass ich lange gesagt habe, die Situation sei „ideal“, so muss doch selbst er verstehen, dass eine Frau nicht ewig in Warteposition verweilen kann?

Und dann die Sache mit den verheirateten Männern. Wie kommt er darauf, dass ich jetzt zum nächsten liierten Mann gehe? Ich habe damals, während meiner Therapie mit Luise, auch viel mit Ted über die Therapie geredet. Damals wurde mir klar, dass ich mich für „ein Stück Scheiße“ hielt. Aber das ist nicht mehr so. Das habe ich ihm ja auch mehrfach erklärt. Ich bin da „rausgewachsen“. Ich glaube jetzt, dass ich mehr wert bin als nur einen halben Mann. Ich will einen für mich alleine. Und ich habe ihn verdient. Ted hat dem mehrfach zugestimmt. Daraus kann ich nur schließen, dass er sich nicht als „halben Mann“ sieht. Aber wie kann er glauben, dass er ein ganzer Mann für mich ist, wenn er nicht mit mir zusammenleben kann? Ignoriert er das einfach, weil er meint, dass das auf seine Kinder zurückzuführen sei, und dass es deswegen nicht zähle? Irgendwie nicht ganz logisch. Er muss doch sehen, dass er kein voller Mann für mich ist?

Und dann die Sache mit meinem „neuen Mann“. Er glaubt wohl wirklich, es gäbe seinen Nachfolger schon. Ich glaube, er ist überzeugt, dass es Stefan ist. Mit dem tausche ich mich online nach wie vor aus, über seine oder meine Fotos. Aber da ist nichts dabei. Aber ist auch egal, er glaubt, ich hätte ihn sofort ersetzt. Er kommt nicht los von dem Gedanken, dass ich gerne von einem Bett ins andere hüpfe. Das mache ich aber schon lange nicht mehr, und zu Teds Zeiten schon gar nicht.

Er ignoriert völlig den Alkohol, die Tatsache, dass er Delilah anlügt, ständig eifersüchtig ist und mir einfach keine Zukunft bieten kann. Muss er auch, denn so will er halt leben, denn er empfindet es nicht als „schlimm“ oder „wichtig“, und die Eifersucht ist ja anscheinend seiner Meinung nach gerechtfertigt. Da kann ich noch so häufig betonen, wo meines Erachtens die Probleme liegen. Er glaubt mir nicht und muss seine eigenen Theorien schmieden. Und da also der Fehler nicht bei ihm liegt kann nur ein anderer Mann der Grund sein.

Schade.


5 Gedanken zu “Erneute Post von Ted

  1. Sich einzugestehen, dass man Fehler gemacht hat, ist ja auch viel schwieriger, als zu sagen „Sie hat schon einen Neuen. Sie ist nicht in der Lage, zu verstehen, wie groß das, was wir hatten, wirklich wahr. Sie konnte meine Liebe und Hingabe nicht spüren.“.
    Wenn man das sagt, muss man nämlich nicht ein einziges Mal „ich“ sagen.

    1. Er muss es ja noch nicht mal als Fehler erkennen. Er kann sich doch hinter seinen Kindern verstecken. Und dennoch könnte er doch verstehen, dass ich eben kein Teil-Mann will? Welche Frau will das denn auf Dauer? Oder denkt er, er sei so toll, dass es das wieder wettmacht? Oder dass ich es, da ich es eine Weile OK fand, immer OK finden muss?

  2. Ich glaube (sachgemäß nur ins Blaue hinein geraten) nicht, dass Ted soweit differenziert. Zuzugeben, dass dein Wunsch eine gewisse Berechtigung hat, heißt zugleich, dass er sich eingestehen muss, dass es trotzdem er ist, der dem Fortbestand eurer Beziehung im Weg steht bzw. seine Kinder. Das ist deutlich komplexer und schwieriger, als die ohnehin beziehungsgestörte Ex, die alles anspringt, was nichtr bei drei auf dem Baum ist, verantwortlich zu machen (vorsichtshalber betone ich hier die Ironie).
    Es würde einfach nicht in Teds schwarz-weiße Welt passen, so zu denken.

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